Januar-Blues

Der Januar-Blues: Ein Drama in mehreren Akten

Draussen scheint die Sonne am strahlend blauen Himmel, die Vögel zwitschern fröhlich vor sich hin und hangeln sich elegant an ihrer prall gefüllten Futtersäule entlang. Und ich? Ich liege unter der Decke und fühle mich wie ein erschöpfter Bär, der sich lieber auf den Winterschlaf zurückziehen würde. Keine Lust aufzustehen, keine Lust zu arbeiten – was ist das denn? Ach ja, der berühmte Januar-Blues!

Doch was tun? Zu Hause bleiben und so tun, als hätte ich die Grippe des Jahrhunderts? Oder mich mit einem Seufzer aus dem Bett quälen, nur um den Tag irgendwie durchzustehen? Da fällt mir ein, was eine bekannte Bernerin gesagt hat: „Gring abe u seckle“.

Also los! Aufstehen, ins Restaurant fahren, Gastraum vorbereiten, die Restauranttür pünktlich öffnen – und die Gäste mit einem Lächeln empfangen. Ein bisschen Schauspielerei? Vielleicht. Aber vor allem eins: echte Schwerstarbeit. Denn als Gastgeber:in hat persönliche Unlust keinen Platz auf der Bühne. Hier geht es nicht um meine Laune, sondern um den Gast.

Und genau darin liegt auch die Magie: Menschen mit einem Lächeln begrüssen, ihnen kulinarische Wünsche erfüllen und ihre Erwartungen mit kleinen Gesten übertreffen – das ist ein echtes Highlight. Es gibt kaum etwas Schöneres, als jemanden, der mürrisch hereinkommt, mit einem zufriedenen Lächeln gehen zu sehen.

Aber, ganz ehrlich: Der wahre Genuss kommt in der Zimmerstunde. Mitten am Tag die Sonne geniessen, die frische Bergluft einatmen und die Aussicht bestaunen – da schmilzt der vermeintliche Januar-Blues schneller dahin als der Schnee in der Frühlingssonne.

Vielleicht ist es also gar kein „Januar-Blues“, sondern eher ein kleines Luxusproblem. Wer kann sich schon beschweren, wenn man mitten im Winter so einen Moment der Ruhe findet? Statt also gegen die Unlust anzukämpfen, hilft es, die aufmüpfigen Gedanken einfach ziehen zu lassen.

Mein Rezept gegen den Januar-Blues? Tief einatmen, ausatmen und lächeln. Sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Die zufriedenen Gesichter in der Gaststube geniessen, die Atmosphäre, das herzliche Lachen. Und vielleicht – nur vielleicht – den Januar einfach als einen weiteren Monat feiern, in dem man die kleinen Freuden des Lebens entdecken kann.

Fazit: Wenn der Januar-Blues das nächste Mal anklopft, wissen wir, was zu tun ist: "Gring abe u seckle"? Nicht unbedingt. "Gring ufe, tief düreschnufe und mit einem Lächeln weitermachen."

Auf ein Wiederlesen voller Genuss - Pia  

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Quelle: Eigene Abbildungen von Pia Feuz